Samstag, 22. November 2014

Astrid Korten: Wer liest kommt weiter

Astrid Korten: Wer liest kommt weiter: Wer liest, kommt weiter. „Gute Leistungen bei der Lesekompetenz bilden die Grundlage guter Ergebnisse in anderen Fächern.“ Diese Aussage...

Wer liest kommt weiter

Wer liest, kommt weiter. „Gute Leistungen bei der Lesekompetenz bilden die Grundlage guter Ergebnisse in anderen Fächern.“ Diese Aussage ist nüchtern und stilistisch nicht gerade brillant, birgt aber Zündstoff. Man findet sie im Bericht zur PISA-Studie 2009. Friedrich Denk hat sie in journalistischer Manier zu einem eingängigen Vier-Wort-Satz verdichtet und daraus einen Titel gemacht: Wer liest, kommt weiter. Ein Sachbuch? Nein, viel mehr: Wer Denk als Motor von Lesungen kennt, zu denen seit 1980 Autorinnen und Autoren wie Ilse Aichinger, Rainer Kunze, Adolf Muschg, Peter Ustinov oder Martin Walser ans Gymnasium der oberbayerischen Kleinstadt Weilheim gereist sind, und wer weiß, dass Denk 1996 eine Intellektuellenrevolte gegen die neue Rechtschreibung anführte, der ahnt, dass dieses Buch nicht einfach ein Buch ist, sondern ein Manifest. Der Germanist Friedrich Denk geht bei seinen emsigen Recherchen in die Vollen, bietet Literaturzitate aus drei Jahrtausenden, von Herodot bis Hürlimann, von Sophokles bis Strauß, zitiert fleißig zig Belege für seine Thesen, die da lauten: Wer liest, übt sein Denken und seine Sinne, schärft sein Fühlen, gewinnt Information und Erkenntnis. Schade nur, dass Denk zu sehr die geisteswissenschaftliche Brille aufhat und naturwissenschaftlich-technische Sachbücher als wertvolle Informationsquelle – gerade im Hinblick auf den Nachwuchsmangel in diesem Bereich – unerwähnt lässt. Allein, beim Lob auf das Lesen, laut Denk nichts anderes als ein Akt „schöpferischen Sehens“, bleibt es nicht. „Warum wird heute weniger gelesen?“, fragt der Autor im zweiten Abschnitt zu Recht. Und er weiß die Antwort: Die visuellen Medien – Fernsehen, Computerspiele, Internet, Smartphones – drängen die Beschäftigung mit dem Buch zurück und führen dazu, dass zum Beispiel „die Amerikaner fast ihre ganze Freizeit vor Bildschirmen“ verbringen und deutsche Schüler bei PISA „ausgerechnet im Lesen erstaunlich schlecht“ abschneiden, mit entsprechenden Folgen (siehe oben!). Verständlich, dass Denk hier eine Medienschelte betreibt, ja als pensionierter Pädagoge betreiben muss. Allerdings gerät seine Darstellung an dieser Stelle zu einem Schwarz-Weiß-Bild, gemäß dem reduktionistischen Motto: Hier das gute Buch, dort das böse Internet. In Wahrheit ist der angeblich negative Einfluss der neuen Medien auf intellektuelle Entwicklung und kognitive Fähigkeiten von der Wissenschaft keineswegs so eindeutig belegt, wie es Friedrich Denk glauben macht. Bücher wie Digitale Demenz von Manfred Spitzer, auf das er sich unter anderem beruft, sind nicht nur unter Medienwissenschaftlern äußerst umstritten, sondern vor allem auch unter Bildungs- und Hirnforschern. Die beiden letzten, jeweils sehr knapp gehaltenen Abschnitte widmen sich den Fragen „Wo, wann und wie können wir lesen?“ und „Was können wir lesen?“ Letztere Frage beantwortet Friedrich Denk zusätzlich im Anhang: 168 Autoren, Künstler, Kritiker und Verleger nennen jeweils drei Bücher, die sie Jugendlichen empfehlen würden. Ein origineller Appell am Ende eines intelligenten und wichtigen Buchs. Das Buch ist auf allen Plattformen erhältlich.

Freitag, 21. November 2014

Astrid Korten: Lesungen:27.11.2014 Buchhandlung Folgner, Essen-Ke...



Astrid Korten: Lesungen:27.11.2014 Buchhandlung Folgner, Essen-Ke...: Lesungen: 27.11.2014 Buchhandlung Folgner, Essen-Kettwig 16.00 Uhr 4.12.2014 Chocolädchen, Essen-Kettwig - 18.00 Uhr 2.1.2015: Lesebühne Mül...

Das böse Geschlecht steht fest!

Teil I: Das böse Geschlecht steht fest! Anmerkungen zum Psychothriller Eiskalter Plan, der am 2.3.2015 edscheint Ob es der böse Mörder ist oder der hinterlistige Betrüger, sei es in Serien oder Spielfilmen – Männer sind die Bösen. Dieses Bild überträgt sich auch in die Realität. Ein Plädoyer, die TV-Macher und ihr Medium, das zunehmend Männer als gefährliche Trottel denunziert, kritisch zu hinterfragen. Essen, eine kleine baumgesäumte Straße in einer gutbürgerlichen Gegend, an einem Donnerstag spätabends kurz vor elf: eine Frau steigt aus einem gerade eingeparkten Auto und stöckelt müde etwa zehn Meter vor mir den Bürgersteig hinunter. Da ich schneller gehe, komme ich ihr näher, sie hört meine Schritte, dreht sich kurz um und beschleunigt ihren Gang. Dennoch habe ich sie bald eingeholt und setze zum Überholen an, da schert die Frau nach rechts aus, bleibt stehen, dreht sich seitlich zu mir um und faucht mich an: was wollen Sie von mir? Ich schreie! Sie ist schätzungsweise Ende vierzig, schlank aber kräftig gebaut, fast einen halben Kopf größer als ich. Völlig verkrampft greift sie mit einer Hand in die Umhängetasche, womöglich zu einem Pfefferspray. Ich bin schon an ihr vorbei, halte erschrocken für Sekundenbruchteile inne und zeige dann beschwichtigend auf den übernächsten Hauseingang: Ich wohne da vorn. Kopfschüttelnd gehe ich weiter und wende mich dann doch noch einmal um: „Ich glaube, Sie sehen zu viel fern.“ Es ist noch nicht lange her, da musste einer der renommiertesten Sexualforscher Deutschlands in dieser Zeitung antreten, die größte Verleumdungskampagne der jüngeren Geschichte einmal mehr zu widerlegen: Gerhard Amendt ist es zu verdanken, wenn eine konsenssedierte Öffentlichkeit hin und wieder aus ihrer feministischen Narkose gerissen wird und sich fragen lassen muss, wie lange sie noch den Slogan "Männer sind Schweine" hinnehmen will. Seit dreieinhalb Jahrzehnten werden Männer pauschal als Schweine diffamiert – warum ausgerechnet Schweine, fragt man sich. Wölfe hingegen, überhaupt Raubtiere hätten doch viel besser zum Fahndungsprofil der Schläger, Mörder und Vergewaltiger gepasst, nein es mussten Schweine sein. In der antiken Mythologie war es nur Kirke, einer Zauberin und unwiderstehlichen Verführerin gegeben, Männer in Schweine, d.h. in willige, anhängliche, nützliche Haustiere zu verwandeln. Man muss kein Psychoanalytiker sein, um den transgenen Indikativ ("M sind S") als verkappte Beschwörungsformel von Amazonen zu lesen, die, jeglicher erotischen Verwandlungsmacht verlustig – und welche militante Feministin hätte jemals einen Mann "bezirzt" –, auf diese Weise ihre narzisstischen Allmachtsfantasien ausagieren. Man wird einwenden, dass auch dieses Fantasma – wie alle seit Beginn der Hochkulturen kursierenden, mythopoetisches Männerwerk ist und womöglich nicht den aktuellen Stand des weiblichen Unbewussten repräsentiert; doch dann müssten wir annehmen, dass die Hohepriesterinnen des Hasses ihren Kampfruf nicht nur ernst, sondern auch wörtlich gemeint haben. In diesem Fall bietet sich eine andere, eine historische Referenz an. Im Mittelalter bezeichnete man Schweinehirten, die in den Klöstern die Ferkel kastrierten, als "Schweinepriester". Der Volksmund schloss daraufhin "kastrieren" und "predigen" kurz und bezeichnet seitdem Menschen, die penetrant unflätig daherreden, ihre Adressaten also mindestens symbolisch kastrieren ("fertigmachen") möchten, als Schweinepriester. Männer zu Schweinen zu erklären, heißt demnach nichts anderes, als sie zur Kastration freizugeben – und entsprechende Taten (wie die von Amendt dokumentierten) a priori zu rechtfertigen. Kastrieren ist ja allemal einfacher als Verwandeln, man braucht nur eine scharfe Klinge und eine gehörige Portion Hass gemischt mit Verachtung fürs andere Geschlecht. Nun spricht einiges dafür, dass die feministische Hassbotschaft, die immer seltener zu hören ist, ihre Adressatinnen nie wirklich überzeugt hat, jedenfalls nicht in statistisch relevanter Anzahl. Die Übernahme einer solchen Diskriminierungsoptik hätte den täglichen Umgang zwischen den Geschlechtern nahezu unmöglich gemacht. Doch das hieße die Erosionswirkungen einer Langzeitkampagne zu unterschätzen: schleichende Gifte machen bekanntlich immun, z. B. gegen sinnliche Evidenz und Weltvertrauen, der Mensch wird schließlich nicht als Paranoiker geboren, selbst als Frau nicht. Man nehme zum Beispiel die kranke Fantasie von Drehbuchautoren, Regisseuren, Fernsehredakteuren und verantwortlichen Programmachern – es sind dieselben, die sich rund ums Jahr bei Preisverleihungen (von der Goldenen Kamera bis zu Adolf Grimme) für ihre Ausnahmeproduktionen feiern lassen: Ist es wirklich purer Quotenzwang, dass jeden Abend und nicht selten auch tagsüber auf jedem Kanal betrogene, geschlagene, verfolgte, verschleppte, verkaufte, verstümmelte, vergewaltigte und ermordete Frauen vorgeführt werden – Zehntausende jährlich bei einem durchschnittlichen TV-Konsum von 4 Stunden pro Tag? Doch nehmen wir einmal an, der organisierte Wahnsinn sei tatsächlich der Quote geschuldet: was sagt das über die kranke Erwartungshaltung der Konsumenten aus? Und was über die Konditionierungen einer Mediengeschichte, die seit Jahrzehnten und in zunehmendem Maße auf diese Horroreffekte setzt. Und rechnen nicht inzwischen Zuschauer beiderlei Geschlechts permanent mit Nachrichten, die bestätigen, was offenbar universeller Konsens ist: Männer sind Schweine? In Manfred Spitzers Buch "Vorsicht Bildschirm!" kann man nachlesen, wie weit die neurobiologisch und soziokulturell gut belegten, öffentlich immer wieder heruntergespielten Nachahmungseffekte bei Kindern und Jugendlichen greifen: Von den Spiegelneuronen immer und immer wieder aktivierte Potenziale speichern Gewaltoptionen als naheliegende Handlungsmuster ab. Der virtuelle Nachvollzug gleicht einer Simulation, die im Langzeitversuch am Ende der Sozialisation genau den Typ Mann hervorzubringen droht, der sich habituell auf Bildschirmen und Leinwänden zur Volksbelustigung austoben darf. Bei allen, die sich nicht mit dieser Figur identifizieren, in erster Linie also Frauen, sorgt solches Training hingegen auf Dauer dafür, dass die Grenze zwischen Realität und Fantasie allmählich verschleift, bis jeder harmlose Passant in der Dunkelheit als potenzieller Aggressor wahrgenommen wird. Mit einer Schule der Nachahmung und einer des Misstrauens ist der pädagogische Fallout des massenmedial beschworenen Geschlechterkriegs aber noch nicht hinreichend erfasst. Erst eine dritte, eine Schule der Desensibilisierung vervollständigt das nihilistische Spektrum. Eine ihrer Folgen ist der allseits beklagte Empathieverlust angesichts realer Gewalt: das Zögern, Wegschauen und Weitergehen, wo dringend Nothilfe gefordert wäre. Ein anderes Indiz für zunehmende Abstumpfung ist die unmerkliche Steigerung der Gewaltdosis, die sie ausgleichen soll, vom Einsatz der Handkamera (für den sadistischen Täterblick) bis zur Kulinarik von Spezialeffekten (für die drastische Visualisierung etwa von Wundkanälen). Bezeichnend ist in diesem Kontext eine dramaturgische Neuerung: Selbst zur Prime Time wird in Krimis und Thrillern (und längst nicht nur amerikanischer oder schwedischer Produktion) immer häufiger auf das Nonplusultra des Verbrechers, auf den Serientäter zurückgegriffen. Abgesehen von einer spätpubertären Faszination für das Böse rächt sich hier die serielle Machart der immergleichen Plots an den armseligen Visionen der Schreibtischtäter selbst, die im Denken und Handeln ihrer Anti-Helden letztlich die Verkörperung ihres eigenen Metiers inszenieren. Fazit: auch in TV- und Filmstudios müssen Männer das Geschäft der Frauen erledigen, ihre Selbststilisierung als Opfer und die komplementäre Dämonisierung der maskulinen Akteure. Neu ist allenfalls, dass sie sich – ihr Selbst- und Fremdbild – dabei gleich mit erledigen.

Teil II: Warum Männer ihre Liebste nicht heiraten

Teil II: Die Böse Frau Warum Männer ihre Allerliebste nicht heiraten. (Anmerkungen zum Psychothriller Eiskalter Plan, der am 2.3.2015 erscheint) Viele Männer vermeiden heute Beziehungen. Wenn es doch einmal passiert ist, versuchen sie sich aus der Beziehung wieder zu befreien. Beliebte Sprüche unter Männern zeugen von der Angst, an der Kette einer Frau zu liegen, und davon, dass man "seine Freiheit" braucht. Rockstars hüten ihr Image als unverheiratete, "freie", abenteuerlustige Männer. Und warum neigen so viele Männer dazu, Frauen zu schlagen, sogar die, die sie lieben? Die Kindheit der meisten Jungen ist - zwar unbewusst, aber doch sehr intensiv - mit Gefühlen für die Mutter verbunden. Als Kind fühlen sich die meisten Jungen ihrer Mutter sehr nahe. Sie verbringen ihre Zeit oft lieber mit ihr als mit ihrem Vater. Kommen sie allerdings in die Pubertät, geraten sie unter den gesellschaftlichen Druck, sich von der Mutter zu lösen. "Bleib nicht am Schürzenzipfel deiner Mutter hängen!" und "Sei kein Waschlappen", heißt es. Von Jungen wird erwartet, dass sie ihre neue Identität als "ganzer Kerl" unter Beweis stellen, indem sie sich von ihrer Mutter distanzieren oder sie sogar lächerlich machen, und das vor allem vor Freunden, vor dem Vater und vor Brüdern. Lassen wir einen Jungen namens George erzählen: "Wenn die anderen Jungs bei mir sind und meine Mutter mir dann vorschreiben will, welche Sendung ich mir im Fernsehen anschauen darf, dann ist das demütigend. Da sag' ich nur: ,Halt die Klappe!' Die Jungs sind von so was richtig beeindruckt. ,Du lässt dir von deiner Mutter nichts mehr erzählen', sagt der größte von den Jungs dann schmunzelnd." Jungen lernen, dass sie sich entscheiden müssen: Um von anderen Vertretern des männlichen Geschlechts respektiert zu werden, um sich einen Platz in der Welt zu sichern, müssen sie alles ablegen, was als "weibliches" oder "kindliches" Verhalten gilt. "Sich männlich verhalten" heißt soviel wie das Gegenteil von "weiblich" sein. Die Gesellschaft richtet an Jungen die konkrete Erwartung, dass sie während der Pubertät ihre Bindungen - und ihre Identität - wechseln. Dieses "Brechen" mit der Mutter im Kindesalter setzt die Jungen einer ernstlichen geistigen und gefühlsmäßigen Belastung aus. Die meisten bekommen Schuldgefühle: Sie empfinden, dass sie sich gegenüber einer Person, die sie lieben und die wiederum sie liebt, illoyal verhalten, und glauben gleichzeitig, dass sie kaum eine andere Wahl haben ("Sie hätte nicht von mir verlangen sollen, dass ich den Fernseher ausmache. Ich wollte ihr doch gar nicht weh tun."). Andere kommen in einer bekannten Umkehrung psychologischer Logik zu dem Eindruck, dass ihre Mutter sie verlassen hat. Das Motto lautet dann: "Auf Frauen kann man sich eben nicht verlassen." Anders ausgedrückt: Die Psyche eines Jungen im Kindesalter gerät unter den Eindruck einer traumatischen psychologischen und emotionalen Veränderung des Umfelds, von der viele freudianische und postfreudianische Psychologen behaupten, sie sei "hormonell" bedingt und ganz "natürlich" - was heißen soll, dass die Nähe von Jungen zu ihrer Mutter "natürlicherweise" endet, weil während der Pubertät männliche "Hormone" dafür sorgen, dass Jungen sich von ihren Müttern distanzieren. Folgt man den Aussagen, die ich während meiner Forschungsarbeit von Jungen zu hören bekam, dann sorgen in Wahrheit eher andere Gründe dafür, dass sich ihr Verhalten ändert: nämlich die Hänseleien ihrer Mitschüler und ihrer Väter, wenn sie mit "Weibern" zusammen sind oder "weich" sind "wie ein Mädchen". Dieser Drang, "männliche Überlegenheit" unter Beweis zu stellen, ist für alle Beteiligten schmerzvoll. Vielen Frauen bleibt nichts anderes übrig, als sich während einer Liebesbeziehung oder einer Ehe den Kopf zu zerbrechen, warum ihr Mann anfangs leidenschaftlich und liebevoll, später aber abweisend, ja feindselig oder sogar gewalttätig reagiert. Die Schuldgefühle der Männer aus dem Verrat an der Mutter können ihre Beziehungen mit anderen Frauen für den Rest ihres Lebens überschatten. Sie reagieren unter Umständen ärgerlich auf das, was sie als unausgesprochene "Ansprüche" von Frauen wahrnehmen, das heißt auf ihre eigene verschüttete Erinnerung an die Verletztheit ihrer Mutter. Oder die Liebe einer Frau holt verschüttete Schuld- und Angstgefühle an die Oberfläche, die nur allzuleicht verlagert werden können auf die "böse" Frau, die sie "provoziert" oder "verführt". In meiner Studie zu Männern habe ich festgestellt, dass die meisten Männer sich gar nicht wohlfühlen, wenn sie verliebt sind, und dass die meisten ausgerechnet die Frau nicht heiraten, die sie am leidenschaftlichsten lieben. Und der Großteil ist stolz darauf - stolz, seine "Gefühle unter Kontrolle" zu haben. Die Gründe dafür reichen zurück zu dem Liebeskonzept, das sie als kleine Jungen erlernt haben, und zwar im Zusammenhang mit der ersten wichtigen Frau in ihrem Leben: Es kann nicht von Dauer sein, du musst lernen, kalt zu bleiben! Diese Gefühlsverwirrung haftet nicht nur der Art an, wie viele Männer Frauen sehen, sondern auch ihren sexuellen Empfindungen. In sexueller Hinsicht ist das Geschlechtsleben der meisten Jungen unbewusst, aber doch sehr intensiv mit Gefühlen für die Mutter verbunden. Sie ist die Frau, mit der sie am vertrautesten sind: Sie sind von ihr geküsst worden, haben ihren Körper gesehen, haben ihre Arme um sich gespürt. Sie ist diejenige, die sie gefüttert und angezogen hat. Doch in der Pubertät ändert sich das alles. Die "Pubertät", das heißt das "sexuelle Erwachen" von Jungen, stellt sich zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr ein, wenn Veränderungen im Körper der Jungen zum ersten Mal einen vollständigen Orgasmus möglich machen. Bei den meisten Jungen beginnt dann eine äußerst heftige Masturbationsphase. "Mir ist das als eine Zeit der Geheimnisse in Erinnerung", berichtet ein Junge, "in der sich rund um mich eine vollständige zweite Welt auftat." Was in früheren psychologischen Theorien nicht beachtet wurde, ist der Umstand, dass die Jungen zur gleichen Zeit, in der sie sehr intensive sexuelle Empfindungen bekommen, auch die oben beschriebene moralische und emotionale Krise in der Beziehung zu ihrer Mutter durchmachen. Dass die Jungen sich zur selben Zeit von ihrer Mutter distanzieren, in der sie starke sexuelle Empfindungen aufkeimen spüren, führt bei ihnen zur Entwicklung einer besonderen, von Hassliebe geprägten Art der Sexualität und der Erotik - zu einer Sexualität, die mit Gefühlen von Schuld und Ärger verbunden ist. Da ihre Sexualität zur selben Zeit erwacht, in der sie lernen, ihre Mutter und "die weibliche Art" zurückzuweisen, und da etliche Mütter zu dieser Zeit (in einem Versuch, die gewohnte Nähe beizubehalten) mit umso mehr "Liebe" und "Verständnis" reagieren, erfährt das Muster seine Verstärkung. Getreu ihrer neuen Denkungsart bedeutet die Fortführung der mütterlichen Fürsorge für die Jungen, dass ihre Mutter sich erniedrigt, und das hat Auswirkungen auf die Art, wie die Jungen die von einer Frau kommende "Liebe" zu definieren lernen. William trifft eine typische Aussage: "Ich habe mich gefragt, wie weit ich gehen kann, bevor sie aufhört, so nett zu mir zu sein. Als kürzlich mein Freund bei mir war und wir in der Küche ein paar Gläser zerbrochen hatten, habe ich zu ihm gesagt: ,Komm, wir lassen die Scherben liegen und warten ab, was sie tut.' Wir haben gewettet: Ich habe gesagt, dass sie die Scherben wegmacht, und er hat dagegengehalten. Ich habe gewonnen." Überrascht es nach dieser Beschreibung, dass es Männern normal und erotisch erscheinen kann, eine Frau demütigen zu wollen, wenn sie sie gleichzeitig auch küssen wollen? Ist das Liebe? Ja und nein. Die Männer stecken in der Klemme. Der Großteil von ihnen sieht das Patriarchat nicht als Zaun, der sie einschließt, sondern sie sehen ihre wunderbaren "Privilegien" - und vergessen, dass sie selbst keine freien Beziehungen haben können, wenn sie andere an der Kette liegen.

FIRST LOVE

Die erste Liebe - unvergessen Der Schwerkraft trotzen. Auf einer Wolke schweben mit Schmetterlingen im Bauch. Wer kennt diese aufregenden Gefühle nicht? Ich glaube, ich hatte solche Gefühle zum ersten Mal, als ich zwölf Jahre war und mir ein Jungen aus dem benachbarten Ort über den Weg lief. Er wusste nichts von meinen Gefühlen und ich lebte diese erste Liebe einige Monate lang auf eine platonische Weise. Jahre später traf ich den "Jungen" bei einem Klassentreffen wieder und war erstaunt. Die Gefühle, die ich als Zwölfjährige für ihn hegte, waren die Gefühle einer Pubertierenden gewesen, kaum mehr. Dennoch war dieser Junge meine platonische "First Love". Die erste Liebe ist ein Wirbelsturm der Gefühle. Sich verlieben und glücklich sein - wie geht das? Immerhin unterscheidet sich bereits die Art und Weise, wie wir uns verlieben, grundlegend voneinander: Manchen Menschen reicht schon ein flüchtiger Blick ihres Schwarms, um die Gefühlsachterbahn anzuschmeißen. Amor rückt ihnen urplötzlich zu Leibe. Ein hübsches Gesicht, ein witziger Spruch, eine herzensgute Tat: Aus welchen Gründen wir uns verlieben, scheint sehr unterschiedlich zu sein. Lassen sich die Ursachen für Liebe denn überhaupt nicht fassen? Nein, denn es gibt es keine einheitliche Definition für die Liebe. Na toll. Soll das tatsächlich schon das Ende der Fahnenstange sein? Schließlich wollen wir uns alle verlieben und eine möglichst lange Beziehung führen. Dafür muss sich das Geheimnis Liebe doch zumindest ein Stück weit entschlüsseln lassen. Erst kommt die emotional intensive Verliebtheit, anschließend die rationale Liebe. Die hohe Energie des Verliebtseins könnte man so zusammenfassen, dass die Person, in die wir verliebt sind, unser Leben interessant machen und uns verstehen soll. Verliebtheit blendet. Sie kann dafür sorgen, dass wir gut gemeinte Ratschläge ignorieren. Oder uns verstellen, um unserem Schwarm zu gefallen. Und nicht zuletzt kann sie auch dafür sorgen, dass wir uns in die falsche Person vergucken. Liebe hingegen ist rationaler. Sie ist eher eine Entscheidung als eine Emotion. Die andere Person wird sichtbarer in ihren Macken und Schwächen. Dass viele Menschen von ihrer Freundin oder ihrem Freund erwarten würden, gleichzeitig intelligent, witzig, sexy, tiefgründig, sportlich, sinnlich, kreativ und was auch immer zu sein, sei einfach zu viel verlangt. Romantik und Realität einander anzugleichen und Gefühle und Denken in Einklang zu bringen, so dass rationale Entscheidungen und Gefühle gute Teamplayer sind. Das Patentrezept für jede Altersstufe. Wer zum ersten Mal verliebt ist, nimmt die Welt plötzlich ganz anders wahr. Doch die junge Liebe ist selten beständig: Die meisten erstmalig Verliebten trennen sich nach relativ kurzer Zeit wieder. In jungen Jahren ist man oft schwer in der Lage, sich längerfristig zu binden. Man verliebt sich neu und der Verlassene erlebt den ersten Liebeskummer: "Nie wieder will ich mich verlieben!" Doch die erste Liebe muss nicht immer eine kurze sein: Für manche Menschen ist sie sogar der Beginn einer langen Beziehung. Eine Zeit, die dem eigenen Leben eine Prägung gibt. Die erste Liebe - unvergessen? Liebesbriefe, Händchen halten, der erste Kuss. Diese positiven Ersterfahrungen sind schwerlich zu vergessen. Die erste Liebe bleibt für die meisten Menschen eine schöne Erinnerung. Die Liebe war jung und lag mit ihren Möglichkeiten und Geheimnissen noch vor uns. Eine Erinnerung, die das Herz erwärmt.

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