Freitag, 21. November 2014

Teil II: Warum Männer ihre Liebste nicht heiraten

Teil II: Die Böse Frau Warum Männer ihre Allerliebste nicht heiraten. (Anmerkungen zum Psychothriller Eiskalter Plan, der am 2.3.2015 erscheint) Viele Männer vermeiden heute Beziehungen. Wenn es doch einmal passiert ist, versuchen sie sich aus der Beziehung wieder zu befreien. Beliebte Sprüche unter Männern zeugen von der Angst, an der Kette einer Frau zu liegen, und davon, dass man "seine Freiheit" braucht. Rockstars hüten ihr Image als unverheiratete, "freie", abenteuerlustige Männer. Und warum neigen so viele Männer dazu, Frauen zu schlagen, sogar die, die sie lieben? Die Kindheit der meisten Jungen ist - zwar unbewusst, aber doch sehr intensiv - mit Gefühlen für die Mutter verbunden. Als Kind fühlen sich die meisten Jungen ihrer Mutter sehr nahe. Sie verbringen ihre Zeit oft lieber mit ihr als mit ihrem Vater. Kommen sie allerdings in die Pubertät, geraten sie unter den gesellschaftlichen Druck, sich von der Mutter zu lösen. "Bleib nicht am Schürzenzipfel deiner Mutter hängen!" und "Sei kein Waschlappen", heißt es. Von Jungen wird erwartet, dass sie ihre neue Identität als "ganzer Kerl" unter Beweis stellen, indem sie sich von ihrer Mutter distanzieren oder sie sogar lächerlich machen, und das vor allem vor Freunden, vor dem Vater und vor Brüdern. Lassen wir einen Jungen namens George erzählen: "Wenn die anderen Jungs bei mir sind und meine Mutter mir dann vorschreiben will, welche Sendung ich mir im Fernsehen anschauen darf, dann ist das demütigend. Da sag' ich nur: ,Halt die Klappe!' Die Jungs sind von so was richtig beeindruckt. ,Du lässt dir von deiner Mutter nichts mehr erzählen', sagt der größte von den Jungs dann schmunzelnd." Jungen lernen, dass sie sich entscheiden müssen: Um von anderen Vertretern des männlichen Geschlechts respektiert zu werden, um sich einen Platz in der Welt zu sichern, müssen sie alles ablegen, was als "weibliches" oder "kindliches" Verhalten gilt. "Sich männlich verhalten" heißt soviel wie das Gegenteil von "weiblich" sein. Die Gesellschaft richtet an Jungen die konkrete Erwartung, dass sie während der Pubertät ihre Bindungen - und ihre Identität - wechseln. Dieses "Brechen" mit der Mutter im Kindesalter setzt die Jungen einer ernstlichen geistigen und gefühlsmäßigen Belastung aus. Die meisten bekommen Schuldgefühle: Sie empfinden, dass sie sich gegenüber einer Person, die sie lieben und die wiederum sie liebt, illoyal verhalten, und glauben gleichzeitig, dass sie kaum eine andere Wahl haben ("Sie hätte nicht von mir verlangen sollen, dass ich den Fernseher ausmache. Ich wollte ihr doch gar nicht weh tun."). Andere kommen in einer bekannten Umkehrung psychologischer Logik zu dem Eindruck, dass ihre Mutter sie verlassen hat. Das Motto lautet dann: "Auf Frauen kann man sich eben nicht verlassen." Anders ausgedrückt: Die Psyche eines Jungen im Kindesalter gerät unter den Eindruck einer traumatischen psychologischen und emotionalen Veränderung des Umfelds, von der viele freudianische und postfreudianische Psychologen behaupten, sie sei "hormonell" bedingt und ganz "natürlich" - was heißen soll, dass die Nähe von Jungen zu ihrer Mutter "natürlicherweise" endet, weil während der Pubertät männliche "Hormone" dafür sorgen, dass Jungen sich von ihren Müttern distanzieren. Folgt man den Aussagen, die ich während meiner Forschungsarbeit von Jungen zu hören bekam, dann sorgen in Wahrheit eher andere Gründe dafür, dass sich ihr Verhalten ändert: nämlich die Hänseleien ihrer Mitschüler und ihrer Väter, wenn sie mit "Weibern" zusammen sind oder "weich" sind "wie ein Mädchen". Dieser Drang, "männliche Überlegenheit" unter Beweis zu stellen, ist für alle Beteiligten schmerzvoll. Vielen Frauen bleibt nichts anderes übrig, als sich während einer Liebesbeziehung oder einer Ehe den Kopf zu zerbrechen, warum ihr Mann anfangs leidenschaftlich und liebevoll, später aber abweisend, ja feindselig oder sogar gewalttätig reagiert. Die Schuldgefühle der Männer aus dem Verrat an der Mutter können ihre Beziehungen mit anderen Frauen für den Rest ihres Lebens überschatten. Sie reagieren unter Umständen ärgerlich auf das, was sie als unausgesprochene "Ansprüche" von Frauen wahrnehmen, das heißt auf ihre eigene verschüttete Erinnerung an die Verletztheit ihrer Mutter. Oder die Liebe einer Frau holt verschüttete Schuld- und Angstgefühle an die Oberfläche, die nur allzuleicht verlagert werden können auf die "böse" Frau, die sie "provoziert" oder "verführt". In meiner Studie zu Männern habe ich festgestellt, dass die meisten Männer sich gar nicht wohlfühlen, wenn sie verliebt sind, und dass die meisten ausgerechnet die Frau nicht heiraten, die sie am leidenschaftlichsten lieben. Und der Großteil ist stolz darauf - stolz, seine "Gefühle unter Kontrolle" zu haben. Die Gründe dafür reichen zurück zu dem Liebeskonzept, das sie als kleine Jungen erlernt haben, und zwar im Zusammenhang mit der ersten wichtigen Frau in ihrem Leben: Es kann nicht von Dauer sein, du musst lernen, kalt zu bleiben! Diese Gefühlsverwirrung haftet nicht nur der Art an, wie viele Männer Frauen sehen, sondern auch ihren sexuellen Empfindungen. In sexueller Hinsicht ist das Geschlechtsleben der meisten Jungen unbewusst, aber doch sehr intensiv mit Gefühlen für die Mutter verbunden. Sie ist die Frau, mit der sie am vertrautesten sind: Sie sind von ihr geküsst worden, haben ihren Körper gesehen, haben ihre Arme um sich gespürt. Sie ist diejenige, die sie gefüttert und angezogen hat. Doch in der Pubertät ändert sich das alles. Die "Pubertät", das heißt das "sexuelle Erwachen" von Jungen, stellt sich zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr ein, wenn Veränderungen im Körper der Jungen zum ersten Mal einen vollständigen Orgasmus möglich machen. Bei den meisten Jungen beginnt dann eine äußerst heftige Masturbationsphase. "Mir ist das als eine Zeit der Geheimnisse in Erinnerung", berichtet ein Junge, "in der sich rund um mich eine vollständige zweite Welt auftat." Was in früheren psychologischen Theorien nicht beachtet wurde, ist der Umstand, dass die Jungen zur gleichen Zeit, in der sie sehr intensive sexuelle Empfindungen bekommen, auch die oben beschriebene moralische und emotionale Krise in der Beziehung zu ihrer Mutter durchmachen. Dass die Jungen sich zur selben Zeit von ihrer Mutter distanzieren, in der sie starke sexuelle Empfindungen aufkeimen spüren, führt bei ihnen zur Entwicklung einer besonderen, von Hassliebe geprägten Art der Sexualität und der Erotik - zu einer Sexualität, die mit Gefühlen von Schuld und Ärger verbunden ist. Da ihre Sexualität zur selben Zeit erwacht, in der sie lernen, ihre Mutter und "die weibliche Art" zurückzuweisen, und da etliche Mütter zu dieser Zeit (in einem Versuch, die gewohnte Nähe beizubehalten) mit umso mehr "Liebe" und "Verständnis" reagieren, erfährt das Muster seine Verstärkung. Getreu ihrer neuen Denkungsart bedeutet die Fortführung der mütterlichen Fürsorge für die Jungen, dass ihre Mutter sich erniedrigt, und das hat Auswirkungen auf die Art, wie die Jungen die von einer Frau kommende "Liebe" zu definieren lernen. William trifft eine typische Aussage: "Ich habe mich gefragt, wie weit ich gehen kann, bevor sie aufhört, so nett zu mir zu sein. Als kürzlich mein Freund bei mir war und wir in der Küche ein paar Gläser zerbrochen hatten, habe ich zu ihm gesagt: ,Komm, wir lassen die Scherben liegen und warten ab, was sie tut.' Wir haben gewettet: Ich habe gesagt, dass sie die Scherben wegmacht, und er hat dagegengehalten. Ich habe gewonnen." Überrascht es nach dieser Beschreibung, dass es Männern normal und erotisch erscheinen kann, eine Frau demütigen zu wollen, wenn sie sie gleichzeitig auch küssen wollen? Ist das Liebe? Ja und nein. Die Männer stecken in der Klemme. Der Großteil von ihnen sieht das Patriarchat nicht als Zaun, der sie einschließt, sondern sie sehen ihre wunderbaren "Privilegien" - und vergessen, dass sie selbst keine freien Beziehungen haben können, wenn sie andere an der Kette liegen.

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